Scheibenschießen
Offizier- und Unteroffizier-Corps der Bürgerkompanien der Stadt Nienburg/Weser e.V.

Archiv Juni 2021

Verein hält schriftlich fest, für welche Werte der Traditionsverein steht – Mitgliedschaft auf Lebenszeit

Blaue Garde präsentiert Leitbild für neue CorporäleDie Mitgliedschaft in der Blauen Garde, dem Ausrichterverein des Nienburger Scheibenschießens, ist nach den Worten von I. Capitän Dr. Ralf Weghöft eine Bindung auf Lebenszeit. Wer einmal eingetreten sei, könne zwar austreten, aber anschließend nie wieder eintreten.

Damit zukünftige Corporäle wissen, worauf sie sich einlassen – und aktuelle, wie sie sich auch zukünftig zu verhalten haben – hat sich die Blaue Garde jetzt ein Leitbild zugelegt. Darin haben die Offiziere und Unteroffiziere der Bürgercompanien der Stadt Nienburg festgelegt, für welche Werte ihr Traditionsverein steht, dessen Ursprung bis ins 13. Jahrhundert zurückreicht. Capitän Weghöft, der viele Jahre als Adjutant unter Ehrencapitän Werner Siemann gedient hat, hat nach eigenen Worten viele Corporalsanwärter auf seinem Sofa eingeschworen. „Ich habe den potenziellen neuen Mitgliedern klargemacht, wofür wir als Blaue Garde stehen“, sagt Weghöft. Neue Corporäle müssen vorgeschlagen und dann mit großer Mehrheit von den Mitgliedern der Bürgercompanien angenommen werden, bevor der Rat der Stadt Nienburg die Aufnahme in die Blaue Garde offiziell beschließt. „Das Leitbild hat einen tieferen Sinn“, sagte Weghöfts Nachfolger als Adjutant, Heinz-Dieter Wolter, bei der jüngsten Observanzmäßigen Versammlung der Blauen Garde: „Es geht um unsere Werte. Darum, wie wir miteinander und mit anderen umgehen.“

I. Capitän Dr. Ralf Weghöft präsentiert das neue Leitbild der Nienburger Blauen Garde.
Foto: Stüben

Leitbild hat drei Säulen

Das Leitbild hat drei Säulen: „Ursprünge, Historie, Tradition“, „Werte, Verpflichtungen“ und „Respekt, Verlässlichkeit“. Der erste Satz der ersten Säule lautet: „Wir stehen zur städtischen Verfassung aufgrund der verliehenen Stadtrechte und der damit verbundenen Selbstverteidigung der bürgerlichen Gemeinschaft.“ Auch die Kleiderordnung mit blauem Frack, Degen und Zylinder findet Erwähnung.Als Verpflichtungen führt das Leitbild die Repräsentation der Stadt Nienburg und den Erhalt sowie die Durchführung des Scheibenschießens an. In der dritten Säule heißt es: „Wir sind ein Corps und respektieren uns untereinander sowie die Meinungen anderer. Wir verhalten uns stets kameradschaftlich und ehrenhaft. Wir sehen uns in der Verantwortung für die Ausmarschierer des Scheibenschießens und pflegen die Gemeinschaft der Corporalschaften. Wir achten die historisch-militärische Ausrichtung des Nienburger Scheibenschießens und werden diese zukunftsgerecht fortführen.“Einer der Ersten, der in Kenntnis des neuen Leitbildes bei der jüngsten Versammlung verpflichtet wurde, war der neue Tambourmajor des Trommler- und Pfeifercorps’, Gerrit Wille. Das Corps habe sich seinen neuen Tambourmajor selbst ausgesucht, sagte Weghöft, die Mitglieder der Blauen Garde seien einverstanden gewesen. Deshalb sei es zu einer ungewöhnlichen Verpflichtung gekommen: Wille ist gleich als Secondeleutnant und nicht nur als einfacher Corporal verpflichtet worden, weil sein neues Amt diesen Rang verlangt. In n den kommenden Wochen und Monaten würden alle Mitglieder das Königsschießen vom 24. September bis zum 3. Oktober vorbereiten, das in diesem Jahr als Ersatz für das Scheibenschießen Ende Juni stattfindet. Der II. Sergeant Frank Brümmer hat nach eigenen Worten mit einer engagierten Mannschaft begonnen, die Werbetrommel für die Ausweichveranstaltung zu rühren. Weghöft sagte, dass die Planungen zunächst sehr vorsichtig angegangen worden seien. „Lockern können wir beizeiten immer“, sagte Weghöft.

Bürgercapitän Ralf Weghöft (rechts) und Adjutant Heinz-Dieter Wolter (Mitte) verpflichten den neuen Tambourmajor des Trommler- und Pfeifercorps, Gerrit Wille.
Foto: Stüben

Quelle: Nienburg. DIE HARKE · 02.06.2021 – Von Sebastian Stüben

„Blaue Garde“ plant Scheibenkönigsschießen im Herbst

Neuer König soll dieses Jahr proklamiert werden, wenn möglich mit kleinem Fest

Als sie vor rund einem Jahr verkündet hatten, das Nienburger Scheibenschießen falle aus, war das Kommando der „Blauen Garde“ noch optimistisch und verwies auf 2021. Doch weit gefehlt. Auch in diesem Jahr wird die Traditionsveranstaltung, deren Geschichte bis ins 13. Jahrhundert reicht, eine Pause einlegen müssen. Doch wenigstens einen neuen König wollen sie proklamieren. Und wenn es die Lage im Herbst zulässt, soll es dann wenigstens ein kleineres Fest geben.

Stets am Montag nach Johanni, das wäre in diesem Jahr der 28. Juni, marschieren in Nienburg die Korporalschaften aus der Stadt zum Scheibenplatz, schießen den neuen König aus und marschieren nach der Proklamation wieder zurück. Den Rahmen bietet ein mehrtägiges Spektakel auf dem Scheibenplatz und in der Innenstadt. „Die Coronalage lässt das aber auch 2021 nicht zu“, sagt Dr. Ralf Weghöft, für den es das erste Scheibenschießen als I. Capitän wäre – wie schon im vergangenen Jahr, als es zum ersten Mal aufgrund der Pandemie ausfiel.

König soll dieses Jahr proklamiert werden

So ganz verzichten wollen die Organisatoren aber nicht. „In diesem Jahr ist die Prämisse, einen König zu proklamieren“, fasst Adjutant Heinz-Dieter Wolter das nächste Ziel zusammen. 2020 war die Amtszeit von König Christian Rumpeltin einfach verlängert worden, wie andernorts teilweise auch. Um nun eine neue Majestät küren zu können, sei eine enge Zusammenarbeit mit den Schießsportvereinen geplant. Die einzelnen Korporalschaften sollen zudem nicht alle an einem Tag schießen, wie es unter gewöhnlichen Umständen der Fall ist.

Stattdessen wird gestreckt über eine Woche vom 23. bis zum 28. September geschossen. Welche Korporalschaft wann an der Reihe ist, soll am 11. Juni ausgelost werden. „Dann haben alle ein Vierteljahr Zeit, das einzuplanen“, sagt Dr. Weghöft. „Wir hoffen, dass dann so viele durchgeimpft sind, dass wieder mehr möglich ist“, sagt der I. Capitän. Zusätzlich gebe es ein Hygiene-Konzept inklusive Testungen.

Wir hoffen, dass dann so viele durchgeimpft sind, dass wieder mehr möglich ist.

Dr. Ralf Weghöft, I. Capitän


Am ersten Oktober-Wochenende soll es dann, so die Situation es zulässt, ein stark abgespecktes Fest geben – in jedem Fall die Krönung des neuen Nienburger Königs. Wenn alles glatt läuft, wollen sich das Offizier- und Unteroffizier-Corps der Bürgerkompanien – kurz „Blaue Garde“ – dann zum Auftakt am Freitag mit Abordnungen aus den Ortsteilen und einigen Gästen treffen und den Stadtpokal ausschießen.

Festschmuck und Andacht am eigentlichen Termin

Am Samstag könnte es Musik und einen Marsch der Unteroffiziere in der Innenstadt und später einen Großen Zapfenstreich geben. Die Proklamation ist schließlich für den 3. Oktober am Rathaus vorgesehen – mitsamt kleinem Marsch in die Altstadt vorweg. Daran teilnehmen werden dann planmäßig nur das Corps sowie die Königskorporalschaft.

Doch auch rund um den eigentlichen Zeitpunkt des Scheibenschießens soll die Veranstaltung nicht komplett ignoriert werden. I. Capitän Dr. Weghöft verspricht: „Wir schmücken die Stadt zu Johanni.“ Und auch die Andacht sei ihnen wichtig, betont Dr. Weghöft. Dazu geht das Corps am 26. Juni um 18 Uhr in die Kirche St. Martin – und betet vielleicht auch für eine gute Corona-Entwicklung und entsprechende Möglichkeiten für die kommenden Monate.

Die Banner machen schon jetzt auf die Alternative zum Scheibenschießen aufmerksam. Daran arbeiten (von links) Adjutant Heinz-Dieter Wolter, Bianka Röhrig (Stadt Nienburg), Frank Brümmer (Blaue Garde), Marc Fortmann (Stadt Nienburg) und I. Capitän Dr. Ralf Weghöft.
Foto: Schmidetzki

Quelle: Nienburg. DIE HARKE · 28.05.2021 – Von Nikias Schmidetzki