Zur Geschichte der Bürgerkompanien der Stadt Nienburg
um 1215 | Nienburg bekommt die Stadtrechte. Mit dieser Verfassung ist die Selbstverwaltung und –verteidigung der Bürger verbunden. Die Bürger müssen den Wach- und Tordienst an den Wällen der Stadt übernehmen. |
13. Jhdt. | Die Bürger werden in ihrer Wehrfähigkeit überprüft. Es gibt schon ein Vogelschießen, das in der Nähe des heutigen Scheibenplatzes abgehalten wird. Im sogenannten „Freien Dinges Urteile“ wird erstmals eine Vogelstange erwähnt. |
1569 | Bei einer Musterung sind 288 wehrfähige Nienburger Bürger anwesend. An Waffen waren vorhanden: 102 Rüstungen, 268 Degen, 124 lange und 218 kurze Büchsen sowie Spieße. |
16. Jhdt. | Laut Stadtverfassung ist die Bürgerschaft in vier Quartiere eingeteilt und einer allgemeinen Wehrpflicht unterworfen. Drei Quartiere wurden entsprechend der Stadtwälle am Lein-, Weser- und Nordertor gebildet. Das vierte Quartier, auch Ratsquartier genannt, hielt sich als mobile Reservetruppe zur Verfügung. Von der Wehrpflicht befreit waren die Geistlichkeit, die fürstlichen Beamten, die Ärzte und die gebrechlichen Bürger. |
1581 | Graf Otto VIII. von Hoya stiftet die noch heute getragene Königskette mit dem silbernen Papageien. ![]() |
1581 | Auf Befehl des Herzogs Wilhelm des Jüngeren von Braunschweig-Lüneburg unterzog Hauptmann Johann von Ahlden ein in Nienburg hergestelltes Gewehr einer genauen Untersuchung. |
1606 | Die Bürger unterziehen sich regelmäßigen Wehrübungen, die vom dritten Pfingsttag bis Jacobi, dem 25. Juli, jeweils Montags stattfanden. Den Auftakt bildete das „Papagoyenschießen“, bei dem das Trinken eine wichtige Rolle spielte. Nach den Stadtregistern wurden in diesem Jahr „4 Tunnen Broyhanen“ vertrunken. |
1615 | Die Bürgerkompanien zählen 95 Doppelsöldner, 227 Schützen und 49 Hellebardierer, insgesamt also 371 Mann. |
1625 | Die Stadt Nienburg wird in die Kriegshandlungen des Dreißigjährigen Krieges gezogen. In die Stadt zogen dänische Truppen ein und vor den Wällen am Leintor belagerten ligistische Truppen unter der Führung des Grafen Tilly die Festung. In einer mondhellen Nacht überfallen tatendurstige Bürger Tilly’s Heerlager und erbeuten eine ligistische Fahne und das Zelt des Oberfeldherrn. Sie gehen als das „Wählige Rott“ in die Geschichte der Stadt ein. Nach drei Wochen Belagerung trat das ligistische Herr den Rückzug an. |
1650 | Die schwedischen Besatzungstruppen rücken am 3. Juli aus der Festung Nienburg ab. Der seit 1649 regierende Landesherr, Herzog Christian Ludwig von Braunschweig-Lüneburg, ist nunmehr souverän. |
1653 | Am Montag, dem 9. Mai, mussten die Bürgerkompanien Herzog Christian Ludwig im Schloßhof zu Nienburg erbhuldigen. Hierzu traten sie in den vier Quartieren an. Im ersten Quartier sind 61 Bürger namentlich erwähnt, im zweiten Quartier 39 Bürger, im dritten 73 Bürger und im vierten 55 Bürger, insgesamt also 228 Mann. Es fehlten zehn Bürger. |
1654 | ![]() |
1803 | England und Kurhannover erklären Frankreich den Krieg. In der sogenannten Elbconvention vom 5. Juli kapitulierte Kurhannover und seine Truppen wurden entwaffnet. Dieses bedeutete auch das Ende der Nienburger Bürgerkompanien. Von 1803 bis 1813 war die Stadt unter französischer Besatzung. |
1818 | Mit dem Abschluss der Schleifung der Festungsanlagen im Jahre 1808 ist der eigentliche Grund des Wach- und Tordienstes auf den Wällen für die Bürgerkompanien entfallen. In der Stadt Nienburg werden jedoch die Bürgerkompanien wieder neu aufgestellt. Es wird das Fest am Scheibenschießen-Montag neu belebt. Die ersten Capitäne dieser Zeit sind die Senatoren Heinrich Müller und Johann Heinrich Hagedorn. |
1825 | Der Senator Bruno Emauel Quaet-Faslem tritt als II. Capitän an die Spitze der zweiten Kompanie. Ihm ist es zu verdanken, dass die Jahrhunderte alte Tradition der Bürgerkompanien in die Neuzeit gerettet wurde. Der blaue Frack wird von ihm als Uniformstück eingeführt. Von 1836-1839 führt Quaet-Faslem die Bürgerkompanien als I. Capitän. |
1847 | König Ernst August von Hannover stiftet den Bürgerkompanien eine neue Fahne. Sie ist in den hannoverschen Farben Gelb/Weiß gehalten und trägt den lateinischen Wahlspruch „Nunquam retrorsum“ und „Suscipere et finire“. |
1852 | Seit Jahrhunderten stand dem Scheibenkönig die „Papagoyenwisch“ für ein Jahr zur Nutzung frei. Nunmehr wird für den besten Schützen ein Geldpreis von 20 Thalern aus der „Schlagtcasse“, der Vermögenskasse der städtischen Ländereien, den „Schlagen“, sowie 13 Thalern aus dem städtischen „Aerario“, der allgemeinen Stadtkasse, gezahlt. |
1859 | Am Scheibenschießen-Montag, dem 27. Juni, gab der Amtmann Ostermeyer den Ehrenschuss für den hannoverschen Kronprinzen ab und traf die beste Zehn. Als Dank stiftete Kronprinz Ernst-August von Hannover der Nienburger „Schützen-Compagnie“ einen silbernen Ehrenpokal. |
1902 | Kaiser Wilhelm II. stiftet den Bürgerkompanien eine neue Fahne in den Grundfarben Grün/Weiß mit dem lateinischen Wahlspruch „Suscipere et finire“. |
1921 | ![]() |
1925 | ![]() |
1926 | ![]() |
1936 | ![]() |
1950 | Unter dem I. Capitän Friedrich Facompré wird das erste Scheibenschießen nach dem Krieg veranstaltet. Hans Mohn gibt den besten Schuss ab und wird erster Scheibenkönig. Der Preis beträgt damals DM 400,00. |
1964 | ![]() |
1970 | ![]() |
1991 | ![]() |
2007 | ![]() |
2008 | ![]() |
2016 | ![]() |
2018 | ![]() |
2019 | ![]() Auf dem Foto: II. Capitän Jürgen Folk, I. Capitän Dr. Ralf Weghöft, Adjutant Heinz-Dieter Wolter (v.l.n.r.). |
2022 | ![]() |
2023 | ![]() Auf dem Foto: Adjutant Martin Fischer, I. Capitän Heinz-Dieter Wolter, II. Capitän Udo Boßmann (v.l.n.r.). |